Das Masken-Tragen.

Wir Menschen tragen täglich verschiedene Masken.

Davon haben wir auch ganz schön viele. Wenn wir uns so durch den Tag bewegen, legen wir immer eine andere Maske auf. Zuhause, unter der Familie, unter Freunden, im Beruf, unter Fremden und so weiter. Lediglich wenn wir alleine sind, tragen wir meist keine Masken. Dort lassen wir sie fallen.

Wieso tragen wir diese Masken?

Ich denke es ist Selbstschutz. Schutz vor anderen Menschen. Es kann die Scham sein oder Faulheit oder anderes, aber wir schützen
uns genau davor. Ich habe viele Masken. Grundsätzlich bin Ich ein Mensch, der sehr gern viel lacht und dies auch tut. Wenn ich aber mal nicht am Lachen oder Lächeln bin, habe Ich einen ärgerlichen Gesichtsausdruck. Dies liegt an meiner Grundmimik. Denn meine Mundwinkel fallen ab und daher sehe Ich relativ böse aus. Selbst hab Ich das noch nie gemerkt, aber Ich bekomme es fast täglich gesagt. Und das nervt. Enorm. Mir selbst ist das noch nie aufgefallen, aber Ich bekomme es ja oft genug gesagt.

Nur kann Ich damit nicht umgehen. Weil ich ein fröhlicher Mensch bin, kann Ich es nicht leiden, wenn mir jemand den Vorwurf macht, dass Ich so böse schauen würde. Ja verdammt, Ich sehe böse aus, wenn Ich mich mal entspanne im Gesicht und keinerlei Emotion in dem Moment habe. Außer der Emotion, grade keine zu haben und einfach nur nach zu denken. Nur werde Ich immer dann böse, wenn man mir das sagt. Genau aus diesem Grund trage Ich Masken. Ich schütze mich selbst vor diesen Kommentaren und
Anschuldigungen, weil sie mich verletzen, mich aufregen oder Ich aber einfach zu faul bin, die Person vom Gegenteil zu überzeugen. Oder es Ihr zu erklären.

Zuhause vor meiner Familie und mir selbst trage ich keine. Und das ist toll. Sie sind die einzigen Menschen, neben guten Freunden, die mir nicht vorwerfen, Ich würde böse schauen. Denn sie kennen mich nur so. Mit entspanntem Gesicht.
In der Öffentlichkeit sieht das allerdings anders aus. Ich merke selbst, dass Ich oft eine Art Dauerlächeln habe. Zwar nicht stark, aber so, dass andere Denken Ich wäre glücklich. Wobei Ich das ohne das falsche Lächeln tatsächlich bin, nur würde man es eben nicht sehen.

Wieso muss man eigentlich zwangsläufig Lächeln, um zu zeigen, dass man gerade in diesem Moment glücklich ist?

Ich weiß es nicht. Aber es ist traurig, dass es so ist. Vor allem bei der Arbeit trage Ich diese erwähnte Ich-Bin-So-Glücklich-Maske. Denn die Kunden, die mich nicht kennen, würden denken, Ich hätte keine Lust zu arbeiten. Und das stimmt nicht. Ich arbeite nämlich sehr gern. Und das sehen sie dann. Hier ist die Maske beispielsweise essentiell, um zu zeigen, dass man professionell ist und an seiner Arbeit Spaß hat.
Andere Masken von mir sind zum Beispiel die, die Ich unter den verschiedenen Freundeskreisen trage. Bei der einen gebe Ich mich geschäftiger, eleganter und reservierter als bei einer anderen. Dort bin Ich beispielsweise sportlicher, offener und unbeschwerter. Mit dieser Clique fühle Ich mich allerdings auch wohler. Mehr wie Ich.

Hab Ich eine neue Kundin, die Ich nicht kenne, schweigen wir uns beim ersten Treffen meistens einfach nur an. Beim nächsten Termin gibt es ein wenig Smalltalk, denn man hat sich ja jetzt schon einmal gesehen. So läuft das weiter, bis Ich einige Male nach dem Wohlbefinden gefragt habe, der Planung für das Wochenende oder dem Urlaub sowie Unterhaltungen über das Wetter.
Nach einiger Zeit, kennt man sich also. Sie frägt mich wie es mir geht. Ich gebe zu, dass Ich unter Stress stehe, aber versichere gleichzeitig, mit einem Lächeln auf den Lippen, dass es mir gut gehe.

Selbstverständlich frage Ich zurück, mich interessiert es auch wie es Ihr geht. Und dann die schockierende Nachricht. Meine 17 Jährige Kundin hat Krebs. Mit dieser ehrlichen Antwort wechselt die Beziehung vom fremden Du zum bekannten Du. Diese Nachricht ist ehrlich, traurig und unglaublich mutig. Sie zeugt davon, dass Sie mir vertraut. Und ich bin nun nicht mehr nur Ihre Nageldesignerin sondern eine Bekannte, der Sie sich anvertraut hat. Das sind die echten Momente in meinem Beruf. Wenn man die Menschen wirklich kennen lernen darf. Wenn Sie es zulassen, dass man etwas über ihre Persönlichkeit erfährt. Ist es soweit, gebe auch Ich Details meines Lebens preis.

Die kühle Maske fällt. Die Professionalität bleibt, doch Ich bin ehrlich. Sage Ihnen auch mal, wenn es mir im Moment nicht gut geht oder Ich gestresst bin. Und Sie akzeptieren es und wollen mir helfen. Sie geben mir Tipps, sagen mir, wie Sie damit umgehen würden oder geben Lösungsansätze.

Das Verhältnis zwischen uns ändert sich. Und das ist schön. Das macht die Arbeit interessant. Denn wer will schon mit Puppen, Marionetten oder gekünstelten unechten Menschen arbeiten. Das Leben ist interessant und zeichnet die Menschen. Sie bekommen viele neuen Facetten, Eigenschaften, wachsen an den Herausforderungen und verändern sich.

Das ist echt. Das ist das Leben.

Die Gestalterin

 

 

 

 

 

Nun zu meiner Person.

Ich heiße Lea Sämann und habe mich mit diesem Thema beschäftigt, da Ich mir schon länger über die Rollen, die ein Mensch einnimmt, Gedanken mache. Ich finde es sehr interessant, wie wir Masken tragen und uns dementsprechend anders verhalten und geben.
Ich merke es meistens an mir selbst, dass Ich mich manchmal von Situation zu Situation anders gebe.
Auch an Freunden und Familie sehe Ich es häufiger. Daher hat es mir sehr viel Spaß gemacht, mich mit diesem Thema der Rollen und Masken vor Fremden auseinander zu setzten. Hier seht Ihr nun das Ergebnis, Ich wünsche euch viel Spaß beim Anschauen.

Eure Lea.